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Identifikation von kritischen Gruppen

Um die psychische Gesundheit im Unternehmen systematisch zu schützen, musst du frühzeitig kritische Gruppen erkennen und passende Maßnahmen ableiten. Dabei helfen dir fünf typische Erkennungsmuster, die Belastungsfaktoren bündeln. Jedes Muster steht für eine Kombination aus Symptomen – z. B. Erschöpfung, Überlastung oder Konflikte – und gibt Hinweise, welche Art von Intervention (reaktiv vs. präventiv) und auf welcher Ebene (Typ 1–5) sinnvoll ist.


Was genau Maßnahmentypen sind, liest du hier.


Muster 1: Fürsorgegesprächs­notwendigkeit

Wenn Mitarbeitende Anzeichen von Erschöpfung oder Überforderung zeigen, ist ein direktes Gespräch nötig:

  • Belastungsfaktoren Private/häusliche Überlastung, seelische und körperliche Erschöpfung, Ausfallgefährdung, Umgang mit schlimmen Schicksalen, kritische Überlastung.

  • Vorgehen

    1. EAP / Beratungsstelle (Typ 1, reaktiv)
    2. Fürsorgegespräch durch Führungskraft → Vermittlung zur Beratung (Typ 2, reaktiv)
    3. Schulung „Fürsorgegespräche“ für alle Führungskräfte (Typ 4, präventiv)

Muster 2: Überlastung

Zeigen Teams anhaltend hohe Arbeitsbelastung und Zeitdruck, blockiert das langfristig die Leistungsfähigkeit:

  • Belastungsfaktoren Überstunden, Arbeitsmenge & Zeitdruck, kritische Überlastung, Konflikte zwischen Beruf und Privatleben, private häusliche Belastungen.

  • Vorgehen

    1. Sofort­maßnahmen bei Spot-Überlastung (Typ 2, reaktiv)
    2. Effizienztechniken (z. B. Kanban, Zeitmanagement) einführen (Typ 3, präventiv)
    3. Ursachenanalyse in der GBU-Arbeitsgruppe (Typ 4, reaktiv-präventiv)
    4. Methodentrainings für Führungskräfte (Typ 4, präventiv)
    5. Kurzfristige Entlastung (z. B. Überstundenabbauprogramme) durch Geschäftsführung (Typ 5, präventiv)

Muster 3: Verletzung der psychologischen Sicherheit

Toxische Kommunikation oder Diskriminierung gefährden das Betriebsklima:

  • Belastungsfaktoren Mobbing, Bossing, sexuelle Belästigung, Konfliktangst, fehlendes Vertrauen --> im Kapitel: Psychologische Sicherheit

  • Vorgehen

    1. Meldung an Beschwerdestelle / AGG-Beauftragte (Typ 1, reaktiv)
    2. Moderierte Intervention durch AGG-Beauftragte im Team und mit Führungskraft (Typ 4, reaktiv)

Muster 4: Beziehungsstörung

Schwache Teamdynamik oder fehlender Zusammenhalt hemmen Zusammenarbeit und Motivation:

  • Belastungsfaktoren Geringer Teamzusammenhalt, Konflikte, mangelndes Vertrauen in Management/Leitung.

  • Vorgehen

    1. Klärung durch übergeordnete Führungskraft (Typ 2, reaktiv)
    2. Ursachengespräch mit Team und Leitung (Typ 4, reaktiv)
    3. Teamentwicklungs­workshop (Typ 4, reaktiv-präventiv)
    4. Anpassung Führungskräfte­entwicklung (Typ 4, präventiv)

Muster 5: Motivations- und Bindungsstörung

Sinkende Identifikation oder Fluktuations­absichten signalisieren langfristige Risiken:

  • Belastungsfaktoren Niedrige motivationale Gesundheit, geringes Zugehörigkeitsgefühl, Gratifikationskrisen vorhanden, innere Kündigung und Kündigungsabsicht.

  • Vorgehen

    1. Analysegespräch durch direkte Führungskraft (Typ 2, reaktiv)
    2. Bindungsprogramme für Leistungsträger*innen entwickeln (Typ 4, präventiv)